Es stehen an der Gymiprüfung drei Themen zur Verfügung, wovon ein Thema ausgewählt werden muss. Dabei ist die Wahl des Themas bereits entscheidend. Themen, zu denen der Schüler oder die Schülerin bereits Vorwissen besitzt, fallen oft leichter. Leider werden jedoch ein grosser Teil der Aufsätze – und seien sie sprachlich noch so gut verfasst – ungenügend bewertet, da sie am Thema vorbeigeschrieben sind und / oder der Auftrag nicht richtig umgesetzt wurde.
So ist es wichtig, dass die Aufgabenstellung genau studiert und bevor das eigentliche Schreiben beginnt, sich Zeit für die Planung des Aufsatzes genommen wird. Auch wenn diese Planung nicht direkt bewertet wird, so ist es für den Prüfungsexperten ein gutes Zeichen und schindet Eindruck. Was aber entscheidender ist, ist die Tatsache, dass der Aufsatz durch die daraus entstehende Strukturierung garantiert an Qualität gewinnt und nicht einfach nur vor sich hingeschrieben wurde. Für die Wahl und Planung des Themas selbst soll aber nicht mehr als 5 Minuten Zeit genommen werden. Ein einfaches Mindmap, Cluster oder eine kurze Tabelle eignen sich hierbei am besten.
Die Aufgabenstellungen an sich zeigen verschiedene Muster auf, die sich von Jahr zu Jahr wiederholen. So wird meist die Zeitform Präteritum oder Präsens verlangt. Die Perspektive, aus welcher geschrieben werden soll, ist die Ich- oder Er-Perspektive. Immer öfters wird dabei auch verlangt, aus einer fremden Person oder sogar einem Gegenstand heraus aus der Ich-Perspektive zu schreiben. Dies ist äusserst anspruchsvoll und soll geübt werden! Vielen Schülern ist nicht bewusst, dass wenn sie aus der „Ich-Perspektive" schreiben, der Leser (also der Prüfungsexperte) keine Ahnung hat, wer dieses „Ich" eigentlich ist. Die Schüler und Schülerinnen müssen lernen die Figuren in ihren Geschichten - und seien das auch sie selbst - zu beschreiben und lebhaft zu gestalten.
Wichtig ist auch, dass auf Hinweise (bspw: der Aufsatz muss in der Wirklichkeit möglich sein) eingegangen wird.
Obwohl die Aufsätze im Grunde zu der Kategorie „Erzählung" gehören, so wird in den letzten Jahren der Auftrag noch weiter differenziert und somit massiv erschwert. So werden Elemente eines „Berichtes", also sachlich und neutral zu schreiben, sowie die einer „Stellungnahme", das bedeutet Pro- und Contra sowie die eigene Meinung zu vertreten, miteingebaut. Oftmals erkennen die Schüler und Schülerinnen diese „versteckten" Aufgabenstellungen nicht und können so den Auftrag nicht oder nur mangelhaft erfüllen.
Der Auftrag kann zudem darin bestehen, eine Textstelle fortzusetzen (also am Anfang des Textes) oder im Text einzubauen (in der Mitte des Textes). Soll ein Titel übernommen werden, so ist es entscheidend, den Inhalt auf dieses Thema abzustimmen. So war beispielsweise bei der Gymiprüfung 2017 der Auftrag eine Geschichte mit dem Titel „Der alte Hut" zu schreiben, woran viele gescheitert sind, da sie den alten Hut nicht oder kaum beschrieben und erwähnt haben, da sie die Wichtigkeit des Titels an sich überschätzten.
Ein sehr grosses Problem ist auch die Tatsache, dass viele Schülerinnen und Schüler nicht wissen, wie ein Aufsatz aufgebaut wird. Oftmals schreiben sie den ganzen Text an einem Block. Es ist wichtig, dass inhaltlich sowie auch strukturell ersichtlich ist, dass der Aufsatz eine Einleitung (ca. 1/5), einen Hauptteil (ca. 2/5), einen Höhepunkt (ca. 1/5) sowie einen Schluss (ca. 1/5) enthält. Der Gesamtumfang sollte dabei zwischen 1 – 1.5 Seiten (je nach Schriftgrösse) aufweisen.
Diese Strukturen sind zwar individuell zu gestalten, bewährt hat sich jedoch die Strategie, nach einem gewissen Schema vorzugehen. Dabei sollen die einzelnen Teile die jeweiligen W-Fragen beantworten.
Bei der Einleitung wären es die Beschreibung der Umstände (Wer? Wo? Wann?), im Hauptteil die Beweggründe des Geschehens (Was? Warum?) beim Höhepunkt mit möglichst vielen Adjektiven und passenden Verben die Spitze oder Auflösung der Ereignisse (Wie?) und zum Schluss das Resümee aller Teile, was auch in einem zeitlich späteren Kontext, beispielsweise „drei Monate später", geschehen kann (Worauf?). Hierbei muss aber darauf geachtet werden, dass der Schluss wirklich ein Schluss darstellt und dabei keine Cliffhanger oder Indizien für eine Fortsetzung geliefert werden.
Und jetzt wohl das Wichtigste von allem: mit dem Schluss ist nicht Schluss! Die Schüler und Schülerinnen müssen lernen, sich die letzten zehn Minuten für die Überarbeitungsphase zu nehmen. Denn diese kann, wenn gut geübt und gezielt vorgegangen, eine halbe bis ganze Note ausmachen.
Zuerst soll der ganze Aufsatz durchgelesen werden. Danach wendet man drei sogenannte „Proben" an.
Die Verschiebeprobe: Lassen sich die Sätze verschieben und somit die Satzanfänge und der Satzbau spannender gestalten? Beispielsweise kann aus einem „Ich bin pfeifend den Weg nach Hause spaziert" ein „Pfeifend bin ich den Weg nach Hause spaziert" werden.
Die Erweiterungsprobe: Lassen sich Textstellen konkreter beschreiben? Adjektive oder Verben hinzugefügt, Nomen konkretisiert werden? „Fröhlich pfeifend bin ich den Weg nach Hause spaziert".
Die Weglassprobe: Lassen sich unnötige Nebensächlichkeiten oder Wiederholungen streichen? „Fröhlich pfeifend bin ich nach Hause spaziert" (--> den Weg)
Abschliessend möchten wir noch einen Tipp für die Rechtschreibkorrektur mitgeben. Da beim normalen Durchlesen der Fokus mehr auf den Inhalt als auf die Rechtschreibung gelegt wird, gilt als Geheimtipp, den Aufsatz einmal Wort für Wort rückwärts durchzulesen. So entdeckt man viele „offensichtliche" Flüchtigkeitsfehler, auf welche wir gerne verzichten. Und warum? Durch das Rückwärtslesen wird man nicht mehr vom Inhalt abgelenkt und kann sich wirklich nur auf die einzelnen Wörter konzentrieren. Man „überliest" seine Fehler also nicht.